Habe kein Müsli mehr, also heute wieder eingetütete Croissants mit Marmelade. Nach dem Frühstück samstägliches Ausspannen mit Lesen bis mittags. Nachdem sich der Nebel im Tal verzogen hat mache ich mich gegen 13 Uhr auf den Weg nach Figline Valdarno (zu teuer tanken an Automatentankstelle, um das Pflanzenöl ob der niedrigen Temperaturen etwas zu verdünnen).
Dann zum Supermarkt in Figline Valdarno, wo die Hölle los ist. Alle kaufen für das Wochenende ein. Ich erstehe zwei Tüten Müsli und zwei Flaschen Bier. An der Kasse verhalten sich die Italiener anders als im Strassenverkehr, bezahlen tut keine Not, immer langsam. Erstmal mit den Leuten an den anderen Kassen quatschen. Natürlich erwische ich einen Kassiererinnenwechsel, natürlich hat die neue dicke Kassiererin den richtigen Schlüssel nicht dabei. Währenddessen parkt mein Auto quer auf der Strasse, aber es stört keinen. Dann zunächst auf der Hauptverbindungsstrasse Richtung Greve, vorher jedoch südlich ab Richtung Lucolena (Strassenkategorie 3), dann westlich Richtung Cannonica/Greve (Strassenkategorie 2) auf Sandpiste. Abstecher zum Monte S. Michele (Strassenkategorie 2, also Sandpiste).
Die weitere Strasse der Kategorie 1 führt als Trampelpfad durch den Wald und verbietet sich für einen Mercedes. Zurück und weiter über die Sandpiste Richtung Greve. Von dort über die Hauptstrasse Richtung Siena bis Panzano, dann östlich auf Sandpisten Richtung Volpaia. Dieses ein winziges Kaff, aber mit touristischem Einschlag. Hier treffe ich auf viele Wanderer. Im Wald entweder pilzesuchende Italiener oder Jäger mit Hunden. Touristisch stark erschlossene Gegend, überall Wegweiser zu Fattorien oder Pensionen. Die Hinweisschilder an der Strasse sind zunächst deutsch, dann englisch, dann italienisch (Wein und Öl). Vor Villa Richtung Nordosten über Bugialla und Albola, dann Massa zurück nach San Giovanni Valdarno. Fahrzeit insgesamt etwa vier Stunden. Abends noch ein bisschen gelesen, dann zum Abendessen (muschenförmige Nudeln mit sehr weich gekochtem Blumenkohl in Öl und mit viel Knoblauch, dann kleingehacktes Gemüse zu Röllchen geformt und dünne panierte Kalbsschnitzel, dann ein Stück flachen harten "Fladen" mit Marmelade gefüllt). Dazu Unterhaltung über Berlusconi und seine norditalienischen Freunde. Berlusconi hat sich mit Hilfe von Sizilien an die Macht gekauft, weil dort die Mafia dafür gesorgt hat, dass alle ihn wählen. Zustimmungsrate für ihn in der Toskana wird auf 50/50 geschätzt. Meine Gastgeber haben erkennbar nichts für ihn über. Betrachtungen über gesellschaftspolitische Probleme (in Italien und in Deutschland gleich: zunächst Arbeitslosigkeit, dann Gesellschaftsversicherungen). Il signore bezieht eine Rente von etwa 500 Euro monatlich. Dann Übergang zu der Abgeschiedenheit der Ferienwohnung hier. Mich überrascht immer wieder die Ruhe, wenn ich aus der Tür trete. La signora glaubt das gerne, es geht ihr aber auch ein wenig auf den Geist weil sie, Italienierin die sie ist, Trubel um sich braucht. Ich bemerkt überrascht, daß ich in einer Stadt mit 600TAUSEND Einwohnern lebe. Hier an der Strasse wohnen vielleicht 20. La signora hat Rückenschmerzen. Gegen 9 Uhr zurück in die Wohnung und noch gelesen bis 23 Uhr. Nachts wieder kalt, aber Heizung läuft durch. Um Mitternacht Feuerwerk in Castelfranco, was toll zu sehen ist, da das Dorf ausgebreitet vor meiner Veranda liegt. Zeitumstellung.