06 Juni 2009

Schon geht es zurück

Fährt man von Deutschland nach Italien, so wird die Reise nach der Hälfte interessanter. Das motiviert und unterhält. Fährt man von Italien nach Deutschland, wird die Reise ab Modena unerträglich. Also runter von der Autobahn und nochmal nach Carpi, und zur Cantina ein wenig Lambrusco einkaufen. Und zurück auf die Autostrada, in den Regen, in den Stau, nach Österreich zum IGL, nach München, nach Hause.

05 Juni 2009

Loreto

Um 9 gibt es Frühstück, draußen, sonnig, windig und warm. Gestern Abend kam der neue Hund. Der muss sich erstmal mit den Katzen anfreunden.

Nach dem Frühstück geht es erstmal vom Berg runter. Schöne Gegend und etwas Zeit, sie anzuschauen.

Die Fahrt führt nach Fano, auf die Autostrada nach Süden, an Ancona vorbei und nach Loreto. Hier wird ernsthaft gebetet.

Die Portale sehr schön, das Innere groß und schön, die Casa Santa sehr heilig und Signorelli in dem ganzen Prunk eher etwas versteckt in einer Seitenkapelle, denn die Kirche ist voller Wandgemälde. Still nehmen die Brüder 10 Euro für ein Gebet entgegen. In heißer Mittagssonne nach Recanati, hübsch, eng, ziegelig und langweilig, aber ein Tramezzino hatten sie für mich. Von dort im wilden Zick-Zack zurück quer durch die Marken, kurzer Stop in Cingoli mit einem schönen Marktplatz und dem Balkon über die Marken. Im Agriturismo sitzt man draußen, zum Abendessen dann wieder die doppelte Portion Primi, noch ein Secondo, noch ein Wein, noch ein Amaro. Es ist der letzte Abend.

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04 Juni 2009

Urbino

Früh aufgestanden, Frühstück draußen, dann ab nach Urbino.

Im Palazzo Ducale. Berüchtigt ob der Schlangen an der Kasse. Um diese Uhrzeit keine vorhanden. Die Ausstellungsräume noch fast leer. Feine Ausstellung, viele sehr schöne Bilder, gut gehängt, leider nicht immer perfekt beleuchtet. Aber was interessieren solche Kleinigkeiten? Auch das Umfeld von Raffael gut vertreten. Dann noch ein Spaziergang durch die Gallerie der Marken, wieder Piero della Francesca, das Studiolo, die perfekte Stadt. Schulklassen stromern durch die Ausstellung, die Mädchen mit Sonnenbrillen. Selber schuld.

Bei einsetzendem Regen noch ein paar Schritte durch Urbino, dann nach Fano an der Adriaküste und erstmal die Weinvorräte ergänzen. Hier scheint wieder die Sonne, wie es sich gehört.

Aber es noch nicht Saison, so ein Baderessort außerhalb der Saison ist ja nie ein schöner Anblick, alles wartet, steht sozusagen in den Startlöchern. Am Hafen gibt es ein Mittagessen für mich.

Über Landstraßen und die Via Panoramica nach Rimini und dort noch einmal in den Malatesta-Tempel, wieder Piero und ganz still. Von dort zurück nach Urbino durch das Montefeltro über Ospedaletto, Monteschudo, Sassoferrato. Das Montefeltro ist ja eher hügelig.

Ich setze mich an diesem vollkommen stillen Ort aufs Auto und schaue nur.

Der Wein im Agriturismo schmeckt nun besser und zum Abendessen gibt es Tortellini und etwas Fleisch in Madeira und Kartoffeln mit Rosmarin von vor der Küche. Kein Dessert. Mein armer Bauch.

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03 Juni 2009

I della Robbia

Zum Frühstück lädt man nach draußen, in die Sonne.

Ein Stückchen Kuchen, ein paar Scheiben frisches Brot, Marmelade, ein Espresso, etwas Milch, blauer Himmel, Vögelgeschrei. Wunderbar. Um 9 Abfahrt in Richtung Arezzo. Die Straße windet sich, wer hat den Paß da hingebaut?

Aber bei dem schönen Wetter macht Autofahren Spaß - etwas, das meine Gastgeber nicht verstehen.

In Arezzo zunächst in den Dom, zu Piero, dann eine Stärkung...

und dann in S. Francesco, nochmal zu Piero, wundervoll. Ach. Zur Mittagszeit ins Restaurant am Marktplatz, traumhafter Blick, schattiger Platz unter den Arkaden, die Nudeln frisch, die Qualität bereits vor sechs Jahren bewiesen und wieder erlebt.

Hier mag ich eigentlich nicht mehr aufstehen, aber es erwartet mich der dritte Höhepunkt des Tages.

Die Keramikkünstlerfamilie della Robbia. Ganz ganz feine Ausstellung, schön präsentiert, plastisch statt auf der Leinwand verändert so manche Perspektive. Andere Besucher vergleichen die lebensgroßen Plastiken mit Jeff Koons. Das Kitschproblem. Gab es in der Renaissance schon Kitsch? Die christlichen Figuren verwirren durch ihren weiblichen Anmut.

Zurück über Citerna, nach eigenem Bekunden "eines der schönsten Dörfer Italiens", sicher eines der langweiligsten. Über sehr wenig befahrene Landstraße zurück zum Agriturismo und bei einem kleinen Antipasto etwas entspannt und Vokabeln gelernt. Ein paar Tropfen Regen, dann wieder Sonne, höchst angenehm. Mit den Antipasti ein wenig zu viel zu Abend gegessen. Rotwein aus dem Rosso Conero, nicht ganz einfach, den hätte man gestern aufgemachen sollen.

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02 Juni 2009

Auf in die Marken

Wenn man die Via Mazzini verläßt und nach links in die Via Carlo Cattaneo einbiegt, kommt man zum Palazzo Broletto, zur Torre del Populo und zur Loggia delle Gride. Die rückwärtige Fassade des Palazzo, die an einer schmalen, nicht für Zeremonien bestimmten Straße liegt, erweckt in mir sogleich einige jener trüben Gedanken, ohne die ein schöner heller Morgen nicht vollkommen wäre. Ich betrete den Hof des Palazzo; und hier bin ich mehr als zwanzig Minuten lang vollkommen glücklich, wie neulich abend in Turin, nämlich ohne besonderen Grund. An diesem Ort "erwischt" man das Glück, wie anderswo den Schnupfen. Es gibt hier gar nichts Außergewöhnliches zu sehen, außer eben den Hof eines mittelalterlichen Palastes, über den um diese Stunden ein paar moderne Arbeiter in die Fabrik und ein paar Hausfrauen auf den Markt gehen. Jean Giono
Wir befinden uns in der dritten Woche meines dreiwöchigen Urlaubs. Ganz Deutschland ist von Arbeit besetzt. Ganz Deutschland? Nein, ein kleiner Ingenieur hört nicht auf, sich gegen die Arbeit aufzulehnen. Die ersten beiden Urlaubswochen ging es nicht anders, was ist schon Urlaub, aber jetzt reicht es. Ab nach Italien!

Die Wahl fiel, wieder, auf die Marken, denn dort erwarteten mich zwei Ereignisse, die zu verpassen nicht statthaft war. Aber der Reihe nach. Vor den Genuss kommt die Anreise. Ab der italienischen Grenze immer eine tolle Sache, bis dahin eigentlich nur Kilometer fressen.

Also mutig erst um 7:15 in Düsseldorf Abfahrt, nach 5 Stunden München, Tanken und ein kleiner Imbiss in Kufstein im glücklichen Österreich, ungefähr um 13:30 am Brenner. Ich mag den Brenner nicht. Der Grenzübertritt nach Italien ist zu unspektakulär und IGL zwang mich, Österreich mit Tempo 80 zu durchqueren. Wer ist eigentlich IGL? Interessengemeinschaft große Langeweile? Egal. Das Wetter dafür angenehm, ab dem Brenner dann SEHR angenehm, sonnig und richtig warm. Finalmente in Italia. 300 Kilometer bis Modena. Dort dann den ungewohnten Schlenker Richtung Bologna, und dann immer an der Adria entlang. Ungefähr so schön:

Das Navigationsgerät verspricht nicht zu viel: Die Autobahn der Sonne.

Kurz hinter Rimini, es zieht sich und ist schon nach acht, dann die Abzweigung ins Landesinnere, ich fahre gegen den Sonnenuntergang an den gerade noch beschienenen Hügeln entlang. Schließlich die Schotterpiste zum Agriturismo.

Die Begrüßung ist herzlich, den Beiden geht es gut, aber wir wollen nicht lange fackeln sondern setzen uns zu Tisch. Dort bringt man mir Ravioli mit Butter und Salbei, Salsicce mit Spinat und Zitrone, roten Wein von Di Sante und einen Amaro. Das Haus des Agriturismo wurde vom Erdbeben in L'Acquila verschont, den Katzen geht es gut, der Hund ist auf der Jagd erschossen. Das Zimmer ist diesmal hinten raus und draußen ist es vollkommen still.

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