Gegen 11:15 Uhr Aufbruch mit dem Auto nach Figline, dort der Parkplatz am Bahnhof völlig voll. Als ein Zug ankommt fahren ein paar Fahrgäste weg und ich finde einen Platz. Den etwas verspäteten Direktbummelzug nach Florenz genommen.
Die Strecke windet sich immer am Arno entlang und führt durch sehr schöne Landschaft. Hin- und Rückfahrkarte kosten zusammen knapp 7 Euro. In Florenz am Bahnhof ein Internetcafe, dort Kontakt aufgenommen zu den Eltern und zu Enzo wegen des Auspuffs.
Italienische Tastaturen haben das z auf dem y (und umgekehrt) und eine schmale Return-Taste, dadurch zunächst etwas zeitaufwendig. Das Internetcafe gehört einer Kette an, die auch in zwei hier relativ eng benachbarten Orten (ca. 10 Kilometer) jeweils ein kleines Cafe unterhalten. Dann Stadtbummel. Mittlerweile scheint die Sonne und es wird richtig warm. Ein Panino vor dem Dom gegessen.
Dann wahllos herumgelaufen (Palazzo Vecchio, Ponte Vecchio) und im Studentenviertel geendet. Dort einen Cappuccino auf der Strasse.
Sehr viele Touristen, hauptsächlich junge Menschen. Extrem chaotische Stadt, laut und stickig. Offenbar sehe ich mit Hemd, Pullover und Mappe wie ein Italiener aus und werde von den herumlungernden Touristenabzockern (Bilder! Handtaschen! Gürtel!) verschont. Überall Busse und Motorroller, leider kaum alte Vespas. Auf dem Rückweg am Palazzo Medici Riccardi vorbei und für 4 Euro Eintritt die Capella dei Magi besichtigt. Der Palazzo wird gerade äußerlich renoviert und ist eingerüstet. Typisch italienisch ist das Hinweisschild auf den Eingang hinter dem Gerüst. Dafür war es drinnen leer. Die Kapelle ist ein recht kleiner Raum mit ornamental verzierter Decke, einem Altarbild aus Öl (mit Darstellung von Gott) und rundum mit dem Zug der drei heiligen Könige überaus üppig bemalten Wänden voller Menschen, Tiere und Pflanzen.
Kurz in den Dom (umsonst), dann zurück zum Bahnhof und 16:25 wieder mit einem Bummelzug nach Figline V. Dort ist das Auto noch da und der Stern noch dran. Zurück im Ferienhaus gegen 18 Uhr. Die Sonne scheint durch einzelne Wolkenlücken hindurch und beleuchtet malerisch ein paar Flecken auf den grün-braunen Berghängen. Bis in die Wohnung reicht die Sonne leider nicht. Um 18:15 Uhr ist es drinnen so dunkel, dass ich die Tasten am Computer nicht mehr erkennen kann. Bei dem Fahrpreis muss man nicht ganz Florenz in einem Tag erschlagen. Ich komme wieder! Abends im Kreise der Familie als Vorspeise Röhrennudeln in Tomatensauce, dann gebratene längliche Fleischrollen mit in Öl eingelegten Tomatenscheiben als Beilage und schliesslich ein Stück noch ziemlich gefrorener Kuchen (vielleicht muss das so?). Ich habe der signora nochmal versichert, wie gut mir Ihre Küche schmeckt, aber dass sie für mich nicht so viel zu kochen braucht. Gespräch über den Tag in Florenz und Florenz im Allgemeinen (sie fahren höchstens fünfmal im Jahr da hin weil zu stressig), über die neue kleine Katze des Sohnes (Leon, il piccolo gatto), über den Schutzinstinkt deutscher Schäferhunde wie dem draussen im Olivenhain und über sonderbare Verhaltensweisen der Gäste, besonders der deutschen. Nachdem wir den Rotwein ausgetrunken haben gehen wir zu einem Weisswein über, der auch aus der Toskana stammt und vom gleichen Weingut wie der Rotwein. Die Produktionskosten der Ölherstellung bekomme ich recht eindringlich erläutert. Nach meiner Erinnerung kostet das billige Olivenöl "extra vergine" im Supermarkt in Deutschland etwa 4 Euro. Dies erntet völliges Unverständnis. Das Öl der Familie wird in unetikettierten Flaschen durch Hörensagen verkauft und kostet etwa 10 Euro pro Liter. Sie produzieren je nach Witterung zwischen 2000 und 10000 Liter im Jahr. Bis 11 Uhr mehr ein Monolog der signora als ein Dialog über renitente (deutsche!) Gäste, mit denen mittlerweile zweijährige Anwaltsstreitigkeiten stattfinden. Dieses Jahr seien die Gäste aber sehr zuvorkommend gewesen. Es geht immer um das gleiche Grundthema: billig buchen, kostenlos mehr haben wollen (ein anderes Zimmer, ein grösseres Zimmer, ein zusätzliches Zimmer). Der Ehemann verabschiedet sich müde ins Bett und ich mache mich auch auf den Weg. Noch etwas Lesen, gegen 11:30 Uhr ins Bett.