Ansonsten ist Figline Valdarno ein Strassendorf ohne Eigenschaften, allerdings mit jede Menge Autohändlern. Bei einem steht ein weisses Mercedes G-Modell, dessen Preis ich nochmal nachschauen muss. An Tankstellen gibt es genau zwei Sorten Kraftstoff, Diesel und Super Plus. Es regnet nahezu ständig, auch mit Sonnenschein, dann schwül und warm. Alle Bars sind zu ausser einer am Bahnhof. Dort erstand ich ein abgepacktes Panino und einen Cappuchino zu 0,90. Züge von dort nach Florenz brauchen etwa 25 Minuten und gehen ungefähr jede Stunde. Scheinbar gibt es jedoch am Bahnhof keinerlei Parkplätze. Zurück nach Lama und das beim coop gekaufte Pflanzenöl (0,69 aus Literflaschen, 3 Liter für 3,05 zu teuer) ins Auto geschüttet. Sicht klarer, aber immer wieder Regen. Doktorarbeit am Nachmittag. Mittagessen bleibt ein Problem (Beschaffung!), wenngleich in der Strasse zum Bahnhof Schüler mit Baguettes herumliefen. Den Laden finde ich aber auch noch. Am Nachmittag und frühen Abend sehr starke Regengüsse mit Gewitter, dadurch immer wieder kurze Stromausfälle. Sicherheitshalber habe ich den Laptop vom Stromnetz getrennt. Fortschritte in der Doktorarbeit langsam, aber es kommt keine Langeweile auf. Das Abendessen wieder zu Dritt, da die Gruppe bereits abgereist ist. Die neue nuora steht daneben und guckt italienisches "Wer wird Millionär", wird aber vom suocero eines Besseren belehrt (interessiert ihn nicht). Vorspeise in Brühe gekochte und servierte Tortellini (kommt Parmesan drauf), dann kleine zarte Fleischstücke am Knochen mit kalten Bohnen, zu denen Essig und Öl gereicht wird. Dann ein Stück Kuchen. Sehr lecker und wird als typisch toskanisch dargestellt. Ich bekomme Sonderbehandlung, weil für grosse Gruppen im Sommer solche Leckereien nicht machbar seien. Vor dem Abendessen hatte ich eine Stunde Italienisch gelernt, nicht nach Buch sondern was gerade zur abendlichen Unterhaltung mit der Familie notwendig ist. Am Esstisch dann viel geredet über unkommunikative Italiener, die anstehende Olivenernte, Gepflogenheiten beim Zugfahren und Vermittlungsagenturen für Ferienwohnungen. Am Bahnhof gibt es doch Parkplätze, jede Menge und sogar umsonst. Da typischerweise kein Schild weit und breit angebracht wurde, bekomme ich den Weg genau erklärt. Gegen 9 ins Haus zurück, dort nicht mehr viel gemacht sondern gegen 9:30 Uhr ins Bett. Etwa 50 Seiten in Mary McCarthys "Florenz" gelesen. Leichte Allergieanwandlungen. Nachts wach weil kalt, etwas Allergie und insgesamt indifferentes Befinden.
A man who has not been in Italy is always conscious of an inferiority (Samuel Johnson, 1776)
Le femmine d'Italia / Son disinvolte e scaltre. /
E sanno più dell'altre / L'arte di farsi amar. (Haly)
UN POPOLO DI POETI DI ARTISTI DI EROI
DI SANTI DI PENSATORI DI SCIENZIATI
DI NAVIGATORI DI TRASMIGRATORI
20 Oktober 2003
I bar chiusi
Aufgestanden gegen 8:30, Frühstück steht vor der Tür. Tee in neuer Thermoskanne ohne Kaffeegeschmack. Da kein Telefon in der Wohnung per SMS Arne gebeten, Internetcafes in Florenz herauszusuchen und Enzo wegen Auspuffersatz angefragt. Bedeckter Himmel und teilweise starke Regengüsse. In der Wohnung jetzt wärmer, draußen auch. Gegen 10 angefangen, Doktorarbeit zu überarbeiten. Arbeitsvorgabe: Arbeit nach Notizen komplett durcharbeiten, dann fehlende Kapitel hinzufügen (Zusammenfassung und Einleitung). Einlesen in Themengebiete (Literatur) wie erforderlich. Laptop friert beim Stromsparen unter Linux ein. Während des Regens deutliche Spannungsschwankungen am Licht zu erkennen. Adapter für Stromstecker hatte ich schon Sonntag von la signora besorgt, dort ist allerdings der mittlere Schutzkontakt abgebrochen! Laptop ab jetzt ständig am Netz betreiben oder mehr tippen, damit sich die Stromsparfunktion nicht einschaltet. Mittags Ausflug zum Einkaufen nach Figline Valdarno, dem nächstgrossen Städtchen mit Supermarkt (coop). Dort Käse und Wurst nur fertig abgepackt, allerdings ständig neu mit Geräten hinter der Theke. Fischtheke mit Frau in Gummistiefeln und Blut am Kittel. Ansonsten grosse Auswahl, vor Allem an Süsskram. Theke mit vorbereiteten, kalten Kleinigkeiten (Lasagne etc). Ein italienischer Einkauf geht dort immer mit der ausführlichen Darstellung wenigstens des Befindens, vielleicht auch der Lebensgeschichte einher. Alle Preise sind in Euro und Lira ausgeschildert. Kleiner Tumult an der Kasse, da ich vergessen hatte, die Birnen auszuwiegen. Zumindest das Hör-Italienisch reicht auch für solche Fälle. Ein Adapterstecker mit Schutzkontakt für die deutschen Stecker und die italienischen Steckdosen sah gut aus (gekauft), passt aber gerade eben nicht.