Morgens draußen nur teilweise bedeckt. Die Sonne bescheint Castelfranco im Tal vor dem Haus und nötigt mich, in Jacke das Frühstück auf der Terrasse einzunehmen. Rundum wird mit Holz geheizt oder die Olivenhaine eingeräuchert, so daß immer Rauchgeruch in der Luft liegt. Nach einiger Zeit muß ich aber wieder rein, weil es einfach zu kalt ist. Wenn sich das Wetter hält, heute wieder Ausflug. Ich würde auch das abendliche Ritual einmal durchbrechen wollen, um keine allzu grosse Gewohnheit aufkommen zu lassen. In Montevarchi im coop kann man grosse Pizzastücke zum Mitnehmen kaufen, allerdings habe ich keinen Backofen zum Aufwärmen (aber einen Herd und eine Pfanne). Frühstück bis 10, dann arbeiten. Gegen Mittag etwas Regen, dann im Tal schnell aufziehender Nebel, dann Gewitter mit Blitzschlag in die toskanischen Berge, dabei draussen kalt und regnerisch ("keiner wankt, der Regen prasselt unaufhörlich im ...stadion in Bern..."). Drinnen umschwirren mich Fliegen, dafür ist da es nicht kalt und regnet auch nicht. Trotzdem kalte Finger, vermutlich wenig angeregter Kreislauf durch eher statische Arbeit. Hübsch anzusehen, wenn im Tal die Sonne scheint und es vor dem Fenster aber regnet. Zufriedenheit mit dem Arbeitsfortschritt mässig. Heute das 5. Kapitel zu Ende durchgesehen. Kapitel 6 wird anspruchsvoll und muss noch stark überarbeitet werden. Das sollte Morgen und übermorgen zu schaffen sein. Danach geht es ans Erschaffen neuer Worte, Sätze und Absätze. Gegen 14 Uhr Aufbruch Richtung Montevarchi, dort ist der grösste Supermarkt der Gegend geschlossen. Also in die verlassene Altstadt. Hier alle Läden zu, kaum ein Mensch auf der Strasse. Ein Panino und einen Cappuccino in der Bar Unione Nuove, dann lustlos herumgestreunert. Die Geschäfte machen um 16 Uhr wieder auf. Da noch Zeit wieder ins Auto und Richtung Arezzo. Kurz hinter Montevarchi Richtung Westen ab nach Caposelvi (Dorf liegt schon an der Bergkette, schöner Aufstieg in engen Serpentinen), dann Mercatale Valdarno, dann Nuseanna, dann Richtung Norden durch den Wald auf unbefestigter Strasse Richtung Starda, Ucerano, Moncioni. Hier Mischwald mit Laub- und Nadelbäumen, nicht die journalkompatible karge Landschaft mit Zypressen. Sehr enge sandige Strasse, die sich an den Berghängen entlangwindet. Einzelne Italiener haben an der Strasse geparkt und suchen nach Kastanien oder Pilzen. Dies scheint üblich zu sein, denn viele Abhänge, die seitlich der Strasse schroff abfallen, sind mit neuem Warnband und Schildern versehen. In Starda lauter verschlossene Ferienwohnungen, kein Mensch lebt dort von Herbst bis Frühjahr. Das versprochene mittelalterliche Schloss war auch abgereist. Dafür sehr schöner Ausblick in ein ruhiges Tal. Irgendwo knattert aber immer ein Dreirad entlang. In einem der Dörfer am Ende der Toskana schliesslich ein deutsches Auto. In der offiziellen Karte der Gegend Arezzo ist die Sandpiste als drittschlechteste Strassenkategorie eingezeichnet. Ich werde morgen mal die beiden niedrigeren probieren.

Die Runde führt mich gegen 18 Uhr zurück nach Montevarchi, wo mittlerweile die Flaniermeile bevölkert ist. Die Geschäfte sind alle offen und das junge Stadtvolk kauft ein. Schöne Läden mit viel Mühe gestaltet, viel Mode und Inneneinrichtung. Die männliche Jugend stürmt einen Laden für Computerspiele. Auch relativ viele Take-Away-Imbissläden (Pizza etc). Ich fahre zum mittags geschlossenen Supermarkt, um endlich die Pizza zu kaufen. Supermarkt noch immer geschlossen. Also etwas unglücklich ob des bevorstehenden Hungers (hatte mittags für das Abendessen abgesagt) Richtung San Giovanni nach Hause. In San Giovanni grosser Supermarkt, auch zu. Im Zentrum aber ein kleiner Pizzaladen. Dort kann man keine Pizza von der Karte bestellen sondern nimmt, was leckeres in der Auslage eben ausliegt. Zwei Stücke (Funghi und Tomate/Mozarella) zum Mitnehmen eingepackt und zurück nach Hause.

Auf dem Weg strahlt die im Westen untergehende Sonne die östlich des Arnotals liegende Bergkette, in der auch die Ferienwohnung liegt, dunkelbraun-violett an. Muss ich unbedingt morgen mal photographieren (gegen 18:10 Uhr). Beschleunigter Ritt nach Hause, um den Sonnenuntergang hinter der Bergkette westlich des Arnotals noch zu sehen. Leider einige Minuten zu spät. Abendessen in der Wohnung, wobei ich lesenderweise ein Pizzastück verschmurgele und die Wohnung in Rauch hülle. Dazu eine "Birra Italiana Peroni" in der säuferfreundlichen 0,66-Liter-Flasche (süsslicher Geschmack, kein Hopfen, kein Malz, macht schiggerig, 3/10 Punkte). Selbst das in Montevarchi mitgenommene kostenlose Anzeigenblättchen (Mercedes-Oldtimer!) ist in Plastik eingeschweißt, typisch italienisch. Bis 22:30 Uhr an Gaddis gelesen, dann ins Bett. Wolkenloser Nachthimmel.