31 Oktober 2003

La mosca che mi ama molto

Morgens windig und trübe mit dichter Bewölkung, aber trocken und nicht kalt. Beim Blick auf die Veranda erkenne ich eine der Nachbarkatzen, die es sich auf meinem Auto bequem gemacht hat. Unklar, ob wieder den ganzen Tag arbeiten oder Ausflug. Wenn man in der Wohnung herumlaufen und dabei Erklärungsversuche für Sinterphänomene vor sich hinmurmeln als Arbeit bezeichnen kann dann bis gegen 16 Uhr gearbeitet. Dann kurzer Ausflug nach Castelfranco mit Pfotenabdrücken auf der Windschutzscheibe. Dort ein Schreibwarenladen mit schier unglaublicher Auswahl an Zeitungen. Eine "ZEIT" gekauft für 4 Euro und die teuren italienischen Oldtimerzeitungen (drei verschiedene) stehengelassen. Ausserdem leckeres, unverschämt süsses Zeugs in einer Bäckerei erstanden.

Bis zum Abendessen ein Bier und gelesen. Abends zunächst eine sehr aufwendige Brot-Kartoffel-Gemüse-Suppe (eher ein Eintopf), an dem die signora seit zwei Uhr mittags gekocht hat. Der Rest der grossen Schüssel wird morgen als Auflauf weiterverwendet. Dann Fisch mit überbackenen halbierten Zwiebeln. Zum Nachtisch ein Stück Kuchen vom Dienstag. Gespräch über den morgigen Feiertag (Allerheiligen) driftet in Richtung Religion und dann zur Integration von Zuwanderern. Die Familie hat lustige Erfahrungen mit einem bekloppten Polen gemacht, der als Aushilfe vor einigen Jahren im Sommer hier gearbeitet hat. Seitdem nehmen sie keine Aushilfen mehr. In der Diskussion über Assimilation oder Integration nehmen beide die Position der Integration ein. Dennoch haben sie grosse Schwierigkeiten mit dem Verhalten der "musilmane" oder, ganz besonders, der "arabi". Natürlich sind beide katholisch. Ein dem deutschen "Kruzifix"-Urteil ähnliches Urteil gab es auch in Italien, allerdings sind die Wogen des Protestes hier höher geschlagen. Am kommenden Dienstag ist ebenfalls ein Feiertag, der 4. November, Italiens Einheitstag. Dort feiert man die Rückeroberung einiger italienischer Provinzen von Deutschland im Jahre 1918. Ist kein offizieller Feiertag, d.h. die Geschäfte haben offen. In San Giovanni und in Castelfranco dazu (wie überall) Gottesdienst und Parade der Veteranen. Der Vater des signore hat dort auch gekämpft. Gegen 22 Uhr zurück, noch etwas gelesen, dann ins Bett. Da draussen wärmer und Heizung an gut geschlafen.