Innerhalb des Stadtkerns sehr viele Touristen und die entsprechenden Läden dazu. Eine Einkaufsstrasse verläuft vom Zentrum Richtung Stadtrand (Fussgängerzone), dort ist man schnell nur noch unter Italienern. Sie und die Touristen, selbst die jüngeren, lassen sich äusserlich deutlich unterscheiden. Eine deutsche Familie bereitet sich mit den Worten "Fragen wir den doch mal" vor und wendet sich auf Italienisch wegen einer Kirche an mich. Ich antworte ihnen ehrlich ebenso auf Italienisch (keine Ahnung). Internet-Cafe gefunden, dort kurz eMails abgefragt. Mitteilung aus Aachen, dass sich Anreise von Vater um einen Tag verschiebt. Als die Computerzeit um ist habe ich das Datum schon wieder vergessen. Nachmittags dann von Siena aus in Richtung Montevarchi über eine sehr schöne, trockene, verwinkelte Strasse ohne viel Verkehr. Verfolge dabei lange ein sehr engagiert gefahrenes Vespa-Dreirad. Dass die Motoren sowas überhaupt aushalten! In Montevarchi bei LIDL 45 Liter Pflanzenöl für 0,65 pro Flasche gekauft und ein paar Liter in den Tank gefüllt. Niedliche, aber überaus gestresste Kassiererin. Im Dunkeln zurück gegen 19:15 Uhr. Die signora ist von ihren Rückentabletten etwas angehauen. Es gibt als Vorspeise muschelförmige Nudeln in einer Öl-Tomaten-Sauce, dann dünne dunkle Rindfleischscheiben in Olivenöl und kalten Spinat. Ich werde sehr bedrängt, massenweise davon zu essen, es schmeckt aber auch sehr gut. Zum Nachtisch eine kleine Schale Eis, zu der il signore Zitronenschnaps verlangt. Erzählung über den Stand der Dinge in Siena. Il signore kann nachvollziehen, dass die Touristen mich nach dem Weg gefragt haben, er hätte mich auch zunächst für einen Italiener gehalten (bis ich den Mund aufmache). Ich erzähle ein bisschen von der Italien-Deutschland-Ausstellung im Ruhrgebiet über Gastarbeiter und Ferienreisende in den 60ern.
Erzählung über englische Gäste, die tagsüber nichts als Bier und abends nichts als Wein darauf getrunken hätten und andere Engländer, die beim Anblick einer deutschen Familie ihre Reiseagentur angerufen hätten, um sofort die Reise zu beenden. Dann genaue Aufklärung darüber, wann man in Italien einen Cappuccino trinken darf. Da er mit Milch gemacht wird, ersetzt er sozusagen ein Essen. D.h. kleines Frühstück mit einem Hörnchen und dazu einen Cappuccino ja. Wenn keine Zeit zum Mittagessen ein Panino und dazu einen Cappuccino ja. Abends ginge es auch. Aber nach einem ausführlichen Essen, egal ob mittags oder abends, nehmen die Italiener "tutti alcoholi" (es geht also alles) oder Kaffee oder Espresso, aber niemals etwas mit Milch. Nachmittags ist ein Agent des deutschen "Mercedes"-Magazins bei der signora aufgetaucht und wollte für eine Beilage in seinem Magazin einen Kurzbericht über die Wohnanlage anbieten. Abgelehnt, weil sie Probleme mit Direktkontakt zu Kunden hat (wollen am Telefon in deutsch über den Preis verhandeln) und weil der Agent 2500 Euro für die Erwähnung haben wollte. Diskussion unter uns über die typischen Leser der Zeitung (ich sicher nicht, obwohl ich sie auch bekomme). Zurück ins Haus gegen 21:45 Uhr, dann mutig die ersten 32 Seiten (immerhin 2,6 Prozent!) von Gaddis angegangen. Eingeschlafen gegen 23 Uhr. Nachts warm und nicht verwickelte Decke, deshalb nicht nachts wach sondern schon um 7:30 aufgewacht.