Sonntag. Morgens bei 8 Grad und nebligem feuchtem Wetter mit dem Zug nach Padua, Ankunft pünktlich. Padua ist eine größere Stadt als Ferrara, auch offensichtlich auf deutlich mehr Touristen eingestellt. Trotzdem ist der kurze Weg vom Bahnhof in die Stadt hässlich und die Straßen ungepflegt. Aber so ist das wohl heutzutage. Es gibt aber eine moderne Tram, die rasch in die Stadt fährt. Man kann eine Kreditkarte an den Kartenleser in der Tram halten und braucht keine Fahrkarte vorher zu kaufen und sich auch nicht irgendwo zu registrieren. Kostet 1,70. So niederschwellig muss öffentlicher Nahverkehr überall sein! Als erstes in Battistero. Wegen der vielen Touristen ist die Führung hier, und wie sich dann zeigen wird alle Führungen in Padua, zeitlich streng reglementiert und eigentlich nur mit Vorbuchung möglich. Mitte Januar kauft man vor Ort in der Biglietteria und geht sofort rein (nicht bei Giotto, dazu gleich mehr).
Also zum Battistero. Nach ein paar Minuten hat sich eine Gruppe gebildet, wird zunächst in einen Raum mit mehreren großen Bildschirmen gesetzt und bekommt eine Predigt über Kopfhörer zu Bildern aus dem Battistero. Die Idee ist insofern ganz charmant, als dass die Bildschirme wirklich groß sind und man vergrößerte Details der Fresken sehen kann, die später mit dem bloßen Auge gar nicht zu erkennen sind. Das geht so 15 Minuten, danach wird man in das nur von kleinen Fenstern oben kaum beleuchtete Battistero geführt. Und dann schalten sie das Licht an.
Wie immer werden die Bilder größer wenn man draufklickt.
Ächz.
Im Weiteren laufen Erklärungen immer noch über die Kopfhörer, die ich nicht trage, und dazu werden einzelne Teile der Fresken heller und dunkler beleuchtet. Zu Beginn und auch am Ende der etwa 25 Minuten, die man bleiben darf, sind alle Fresken aber bestimmt 10 Minuten gleichzeitig beleuchtet. Das reicht zwar eigentlich nicht, aber ist schon in Ordnung und die nächste Gruppe will auch rein. Die Fresken sind von 1375 von Menabuoi.
Draußen mittlerweile ordentlicher Regen. Da es schon ein Uhr ist ab zum Essen in die Trattoria Al Peronio. Wir essen keine Gänse sondern:
Sarde in Saor
Selbstgemachte Bigoli (die Betonung ist auf dem ersten i) mit Entenragout
Costoletta mit gerösteten Kartoffeln
Glas Wein
Wasser
Kaffee
45 Euro oder so
Das Essen ist eigentlich ene Reise von Osten nach Westen: Sarde in Saor ist typisch venezianisch, die Bigoli sind typisch padovanisch, und das panierte Kotlett gehört nach Mailand. Die Küche ist mehr robust als verfeinert, aber das will ich ja auch. Der Laden voll mit einer Mischung aus Touristen und Familien aus Padua. Wie schon beschrieben rechnet man in Padua mit Touristen, das Personal spricht mehrere Sprachen (und benutzt sie auch). Mir selber ist egal, in welcher Sprache man zu mir spricht, Hauptsache die Köche haben Ahnung von ihrem Handwerk (haben sie hier). Älter werden ist so praktisch!
Der geneigten Leserin und dem geneigten Leser müsste mittlerweile aufgefallen sein, dass ich in Italien eine Kohlenhydrat-Fleisch-Diät mache (plus Bier und Wein). Gemüse oder gar Obst habe ich noch nicht im Restaurant gesehen in den zwei Wochen hier. Obst bekommt man im Laden immerhin (Gemüse auch, aber was soll ich mit einer Stange Sellerie in Padua?). Immerhin koche ich mir in meiner Wohnung Gemüse-Brodo für die Cappelletti.
Draußen immer noch Regen. Zu Fuß unter den praktischen Arkaden zur Basilika Sant'Antonio. Auf dem Vorplatz steht eigentlich ein Reiterstandbild des Gattamelata, das ist aber eingerüstet und nicht zu sehen. Also rein. Hier ist ordentlicher Besuchsbetrieb, aber nicht zu voll, es wird aber auch ernsthaft gebetet. Zur kunsthistorischen Einschätzung ganz kurz: Wir sind hier im mittleren bis späten 14. Jahrhundert.
Über die Kirche gibts genug im Internet zu lesen was ich hier nicht wiederholen muss. Aber es geht noch weiter: Direkt daneben ist das Oratorio di San Georgio. Hier braucht man ein Ticket, das sich offenbar niemand leisten möchte. Lohnt sich aber, dafür ist man alleine. Es ist ein Raum.
Mit dem gleichen Ticket darf man nebenan in die Scoletta del Santo. Im ersten Stock liegt ein Saal, der rundrum mit Bildern behängt ist. Zwei von Tizian sind dabei, aber sie sind alle gut.
Dann mit der praktischen Metro zu Giotto. Hier geht es wirklich nur mit Vorbuchungen. Am gleichen Tag kann man nicht mehr online buchen, aber man kann vor Ort Restkarten kaufen. Auf meinem Weg vom Bahnhof in die Stadt hatte ich hier angehalten und morgens um 11 eine Karte für nachmittags um halb 5 bekommen. Man wird in Gruppen von 20 Leuten minutengenau durchgepfercht. Erst 15 Minuten in einem Warteraum akklimatisieren, dann genau 13 Minuten in der Cappella degli Scrovegni. Die nächste Gruppe wartet schon. Was soll man machen?
Ächz.
Im Regen mit dem Zug nach Ferrara zurück, Ankunft pünktlich. Noch irgendwas gemacht, vermutlich was mit Wein und Käse.
Ich bitte auch zu beachten wo ich nicht war: Im Taproom von CRAK. Das ist eine sehr gute Craftbierbrauerei in Padua, der Taproom hat sonntags durchgehend geöffnet und man kann dort auch etwas essen. Aber er liegt am Stadtrand von Padua und der Bus braucht 30 Minuten hin und 30 Minuten zurück. Das ist selbst mir dann zu blöd.