22 November 2025

Modena (oder besser: Ermes)

Samstag. Eine fast identische Wiederholung hiervon. Ich kommentiere die Unterschiede:

  1. Kein Nebel sondern sonnig und kalt.
  2. Der Zug von Ferrara nach Bologna war ein Seelenverkäufer der klassischen italienischen Sorte. Danach und auf der Rückfahrt modernes Material. 
  3. Eröffnung des Weihnachtsmarktes in Modena (und übrigens auch in Ferrara), die Stadt voller Leute. Auch viele deutsche und englische Touristen. Samstags bereitet man das Mittagessen mit einem Aperitiv in der Bar vor.
  4. Die Mortadella kostet immer noch 7,65 pro Kilo (das ist kein Unterschied). 

Von der Hauptsache gibt es dann auch ein neues Bild (es ist wieder der gleiche Tisch wie im Januar):

Ich esse in der zweiten Schicht. Die erste Schicht wird um 12 Uhr eingelassen und gegen 13:30 Uhr widerwillig rausgeworfen. Wie Italiener halt so sind lungern sie noch länger vor dem Restaurant herum, trinken den restlichen Wein aus und albern herum. Währenddessen steht die zweite Schicht Schlange und wird ein paar Minuten nach halb zwei eingelassen. Alle Tische sind reserviert, die Namen werden nacheinander ausgerufen damit es sich in der Trattoria nicht staut. Ein reservierter Tisch für zwei Personen blieb leer, da haben zwei aber was verpasst. Alle Gäste sind Italiener/innen außer mir. Man spricht aber grundsätzlich auch englisch.

Wir essen keine Gänse sondern:

Tortellini in brodo
Coniglio con patate
Flasche Lambrusco di Sorbara secco
Wasser
Espresso
Amaro aufs Haus
38 Euro.

Der Laden voll, die Laune aller allerbestens. Danach zu Birrlandina auf zwei Gläschen Craft Bier und ein paar Dosen von Alder gekauft. Problemlos mit zwei Zügen über Bologna zurück, Ankunft pünktlich. Die halbe Stunde vom Bahnhof zur Wohnung in Ferrara kenne ich mittlerweile auswendig, aber ich gehe den Weg immer gerne.

21 November 2025

Il cucco

Freitag. Waschtag. Wir reden nicht groß darüber, aber es geht gut mit einer modernen Automatenwaschanlage in einem Supermarkt "fuori la mura". Die Wäsche wäscht während ich einkaufe. Die Weinabteilung in dem großen Supermarkt ist besser als die der Supermärkte in der Stadt, lohnt sich also auch das. Anschließend frustrierende Telefonate in die Firma. Gegen den Frust zu Il Cucco. Der Laden wie meistens mittags unter der Woche fast leer. Egal.

Wir essen keine Gänse sondern:

Tagliatelle con ragu
Stufato di carne con polenta
Zwei Gläser guten Rotweins
Wasser
Espresso
33 Euro.

Klar sind die Nudeln hier gut, sie sind besser als anderswo in Ferrara. Das Stufato degegen war nicht gut, es war superb. Stufato: Ein Wort, das mit S + Konsonant beginnt. Das bekommt einen anderen Artikel als die anderen Worte (lo stufato).

Da ich nun schon zwei Gläser Wein intus hatte und die Wäsche so schön sauber war habe ich einfach weitergetrunken. Davon gibt es weder Bild noch Text. War aber lustig. Ich glaube, IL MOLO war auch beteiligt mit einem kleinen Cask von Verdant. Ja, genau.

20 November 2025

Parma

Donnerstag. Bedeckt und kühl. Nach dem Espresso rasch mit dem Zug über Bologna nach Modena. Dort Mittagessen in der Markthalle (gute kleine Platte mit Schinken und Salami, dann mittelmäßige Tagliatelle con ragu). Weiter nach Parma, es ist schon fast 3 Uhr. Dom noch da.

Battistero auch. 

 

Dann Zufallsfind im Rathaus von Parma: Eine Ausstellung des Futuristen Balla. Etwa 30 Bilder, schön gestaltet. Balla steigerte sich im Laufe der 1920er Jahre in den Futurismus und brach dann etwa 1925 abrupt ab. Er malte dann natürlich immer noch gut, aber völlig anders.

 
 
 
Zug zurück pünktlich. Bier, Brot, Bett. Es ist kalt geworden aber in der Wohnung läuft die Heizung.

19 November 2025

Florenz

Früh gebucht kostet der Frecciarossa von Ferrara nach Florenz 15 Euro in der besseren Klasse. Das Ding ballert die Strecke in wenig mehr als einer Stunde herunter. Klar, vom Apennin sieht man dabei nichts. In Florenz wie in Ferrara wolkenlos und kühl. Ankunft pünktlich.


Zuerst zu San Marco. Hier hat Fra (Beato) Angelico die Zellen für die Mönche ausgemalt. In Florenz ist man auch an einem Mittwoch Mitte November nicht allein. 

Mit etwas Geduld löst sich alles in Wohlgefallen auf. Das Motiv kennt man vom gleichen Maler auch aus dem Prado. Das schönste Bild zu diesem Motiv (von Lippi, nicht Angelico) jedoch finde ich in München. Mit solchen Engeln kann mich die Ewigkeit haben.


Dann zu Sant'Apollonia, ist ja gleich um die Ecke. Hier ist außer mir und den 13 auf dem Bild sonst niemand. Ich zitiere zu dieser Gelegenheit:

Renaissance Choir: [Gregorian Chant]
Servant: Michelangelo to see you, your Holiness.
Pope: Who?
Servant: Michelangelo, the famous renaissance artist whose best known works include the ceiling of the Sistine Chapel, and 
the celebrated statue of David.
Pope: Very well...
Servant: In 1514 he returned to Florence and de...
Pope: All right, that's enough, that's enough, they've got it now!
Servant: Oh.
Michelangelo: Good evening, your Holiness.
Pope: Evening, Michelangelo. I want to have a word with you about this painting of yours, "The Last Supper."
Michelangelo: Oh, yeah?
Pope: I'm not happy about it.
Michelangelo: Oh, dear. It took me hours.
Pope: Not happy at all.
Michelangelo: Is it the jello you don't like?
Pope: No.
Michelangelo: Ah, no, I know, they do have a bit of colour, don't they? Oh, I know, you don't like the kangaroo?
Pope: What kangaroo?
Michelangelo: No problem, I'll paint him out.
Pope: I never saw a kangaroo!
Michelangelo: Uuh...he's right in the back. I'll paint him out! No sweat, I'll make him into a disciple.
Pope: Aah.
Michelangelo: All right?
Pope: That's the problem.
Michelangelo: What is?
Pope: The disciples.
Michelangelo: Are they too Jewish? I made Judas the most Jewish.
Pope: No, it's just that there are twenty-eight of them.
Michelangelo: Oh, well, another one will never matter, I'll make the kangaroo into another one.
Pope: No, that's not the point.
Michelangelo: All right. Well, I'll lose the kangaroo. Be honest, I wasn't perfectly happy with it.
Pope: That's not the point. There are twenty-eight disciples!
Michelangelo: Too many?
Pope: Well, of course it's too many!
Michelangelo: Yeah, I know that, but I wanted to give the impression of a real last supper. You know, not just any old last 
supper. Not like a last meal or a final snack. But you know, I wanted to give the impression of a real mother of a blow-out, 
you know?
Pope: There were only twelve disciples at the last supper.
Michelangelo: Well, maybe some of the others came along afterw...
Pope: There were only twelve altogether.
Michelangelo: Well, maybe some of their friends came by, you know?
Pope: Look! There were just twelve disciples and our Lord at the last supper. The Bible clearly says so.
Michelangelo: No friends?
Pope: No friends.
Michelangelo: Waiters?
Pope: No.
Michelangelo: Cabaret?
Pope: No!
Michelangelo: You see, I like them, they help to flesh out the scene, I could lose a few, you know I could...
Pope: Look! There were only twelve disciples at...
Michelangelo: I've got it! I've got it! We'll call it "The Last But One Supper"!
Pope: What?
Michelangelo: Well there must have been one, if there was a last supper there must have been a one before that, so this, is the 
"Penultimate Supper"! The Bible doesn't say how many people were there, does it?
Pope: No, but...
Michelangelo: Well there you are, then!
Pope: Look! The last supper is a significant event in the life of our Lord, the penultimate supper was not! Even if they had a 
conjurer and a mariachi band. Now, a last supper I commissioned from you, and a last supper I want! With twelve disciples 
and one Christ!
Michelangelo: One?!
Pope: Yes one! Now will you please tell me what in God's name possessed you to paint this with three Christs in it?
Michelangelo: It works, mate!
Pope: Works?
Michelangelo: Yeah! It looks great! The fat one balances the two skinny ones.
Pope: There was only one Redeemer!
Michelangelo: Ah, I know that, we all know that, what about a bit of artistic license?
Pope: A one Messiah is what I want!
Michelangelo: I'll tell you what you want, mate! You want a bloody photographer! That's you want. Not a bloody creative 
artist to crease you up...
Pope: I'll tell you what I want! I want a last supper with one Christ, twelve disciples, no kangaroos, no trampoline acts, by 
Thursday lunch, or you don't get paid!
Michelangelo: Bloody fascist!
Pope: Look! I'm the bloody pope, I am! May not know much about art, but I know what I like!

Zum Mittagessen in den Mercato Centrale, wieder gleich um die Ecke. Panino con lampredotto, con salsa verde (grüne Gewürzsauce) e bagnato (der obere Teil des Brötchens wird kurz in den Kochsud des Lampredotto getaucht). Lampredotto ist der vierte Kuhmagen. Warm und weich und umami. Nichts für Vegetarier. Ich nehme eine lange währende Erinnerung an den Lampredotto mit - ob der Pullover und die Hose jemals wieder sauber werden? 

Im Dom (Eintritt kostet nichts, kurze Schlange aber man ist nach zwei Minuten drin) werfen wir einen Blick auf Herrn Hawkwood, wie er da langreitet. Ansonsten ist in dem Dom nicht viel zu holen. 

Ich wiederhole mich, in Florenz ist man nicht alleine. Aber im November kann man doch in die Biglietteria der Uffizien einfach reinmaschieren, ein Ticket kaufen, die Straßenseite wechseln und ohne Schlange in die Uffizien gehen. Klar, billig ist das nicht, aber gibt es einen Grund, nicht reinzugehen? Ich kenne die Sammlung nun von meinem Besuch im Januar (zu dem der Blogpost noch fehlt, stöhn). Aber sie haben umgeräumt. Mein Lieblingsbild steht ganz alleine in einem Durchgangszimmer. 

"Durchgang" ist hier das Wort. Die meisten Besucher gehen hier einfach durch. Und am frühen Nachmittag wird es leer im Museum, weil die Asiaten in Asien hergestellte Lederwaren kaufen gehen müssen. Und so bin ich mit diesem, wohl unter den bekanntesten Bildern der Welt, meinem Lieblingsbild, bald eine Viertelstunde ganz alleine. Das hätte ich mir niemals träumen lassen. Niemals!

Der Rest des Museums ist natürlich auch gut. Danach auf ein paar Biere erst in der Markthalle (im Erdgeschoss ein lebendiger Markt, das Obergeschoss eine sehr vielfältige Fressetage) und dann bei Alibi. Zurück wieder mit dem Frecciarossa, Ankunft in Ferrara überhaupt nicht pünktlich sondern eine Stunde verspätet. Die E-Mail von der Eisenbahn mit der Beschreibung, wie man an die Erstattung kommt, ist eher da als der Zug.

17 November 2025

Venedig

Montag. Morgens mit dem dünn besetzten Regionalexpress nach Venedig. Man braucht etwa 90 Minuten. Auf der Fahrt Nieselregen, in Venedig dann unten nass und oben trocken. Ankunft pünktlich.

Und nein, es war nicht dieses Prachtexemplar. Das fährt nach Codigoro. Es sitzen sogar zwei Leute drin.

Von meinem vorletzten Ausflug nach Venedig schulde ich noch ein Bild vom Hauptbahnhof ohne Baustellenverkleidung. Voila, da ist es. Schon klasse das Ding.

Zu Fuss durchs Dorsoduro. Hier der niedliche Campo San Barnaba. Panino auf die Hand, ist kein Problem in Venedig. Die sind auf Touristen vorbereitet.

Es tun sich einzelne Lücken in den Wolken auf. Darunter stehen Kirchen herum.

An der Spitze des Dorsoduro hat der reichste Mann der Welt sich ein Museum restauriert (Punta della Dogana - Fondazione Pinault). Egal ob Mann oder Ente, hauptsache reich. Das Gebäude hatte ich schon im Januar umkreist, jetzt ist es fertig. Da muss man rein, wenn auch nicht für die Show, denn Thomas Schütte könnt ihr behalten. Sagt mir gar nichts. 

Aber ein tolles Haus, und die Lage ist nicht so schlecht. Und die Aussicht aus dem Schlafzimmerfenster passt auch. Man ist ja an der Spitze, man hat beide Aussichten.


In Venedig haben die Museen montags geöffnet, sie sind dienstags zu. Deshalb bei Herrn Pinault fast alleine, so hat man auch mein Stöhnen über die Exponate nicht so laut gehört. Wenn man aber schonmal in der Nähe ist, und gerade wenig los ist, dann muss man zu Peggy. Wie die Bilder zeigen, war da außer mir und dem Personal kaum jemand. Es kostet weniger Eintritt als bei Pinault (vielleicht haben die Guggenheims mehr Geld als der reichste Mann der Welt?), macht aber viel mehr Spaß.



Vor dem Pollock sitzend habe ich eine E-Mail an meinen Vorstand geschrieben, dass ich nicht mehr bei ihm arbeiten möchte. Das kann auch nicht jede/r von sich behaupten.

Mittlerweile passt auch das Wetter. Ausblick von der Terrasse, den Dildo im Rücken.


Als die Dämmerung langsam einsetzt dann die obligatorische Vaporettofahrt den Canale Grande hinauf. "Obligatorisch" bedeutet hier die dritte in meinem Leben. Kann ich aber gerne noch öfters machen, wenn ich darf.


Dann ein Bier und drei Cichetti in der H2NO Enobirroteca. Wir sind hier in San Polo, da ist schon ein wenig mehr los. Viele Touristen, aber auch viele Venezianer und -innen. Die Touristen meist aus dem asiatischen Raum.

Rückfahrt, Käse, Wurst, Wein, Bett.

16 November 2025

Lerm

Sonntag. Morgens bewölkt und kühl, aber egal. Im Theater von Ferrara gibt es einen kleinen Konzertsaal namens Ridotto. Hier gibt man sonntags vormittags Konzerte. Wir hören:

I pianoforte contemporaneo: I 24 Preludi e Fughe op. 87 di Šostakóvič (1906-1975) nel 50° anniversario della morte: Maria Perrotta, Pietro Rigacci, Roberto Russo, pianoforte. Es wurden jedoch nur die Preluden 13-24 gegeben, den ersten Teil hatte ich verpasst weil er letzte Woche gespielt wurde und da war ich nicht in Ferrara (warum eigentlich nicht?).

Wie immer bekommt man zunächst langwierige Erläuterungen, bevor es ans Eingemachte geht. Die drei Pianist/innen alle gut. Der Herr Rigacci pflegt einen ziemlich harten Tastenanschlag und neigt zum ff, aber von den Dreien hat er mir (in den weniger lauten Passagen) direkt ins Herz gespielt. Perfektion muss nicht immer gut sein, Charakter zählt.

Wenn man Šostakóvič (ich behalte die italienische Schreibweise bei weil so schön ulkig) hört kann man schon verstehen, warum Stalin ihn nicht leiden konnte. Das sind halt alles Angsthasen, genauso wie die orange Gefahr in Amerika oder die Nachwuchsfaschistin in Italien, die Leitungspositionen in Kulturinstituten mit ihren unfähigen Adepten besetzt. Feige Angsthasen. Ich habe ja viele Nachteile, aber Angst habe ich nie. Anfang der Woche mal kurz, aber da ging es nicht um mich.

Zwei Stunden Klavierkonzert in einem schicken Saal in Ferrara für 10 Euro, da kann man nicht meckern. Dann nur zwei Stücke Pizza zu Mittag bei MORSO in der Fußgängerzone, gut wie immer. Es ist gar nicht arg so viel los in Ferrara, vielleicht weil es regnet? Zur Belohnung das obligatorische Reistörtchen.

Diese Reistörtchen vom immer gleichen Bäcker aus Ferrara verfolgen mich schon seit ein paar Jahren, siehe zum Beispiel hier (das Original) oder hier (eine Abart). Ich vermute jedoch eine Reistörtchenpreisinflation: 4 Euro kostet das gute Stück heute. Den Kassenzettel von damals habe ich bestimmt noch weil ich sowas als Andenken sammele. Ich reiche den Preis von vor 9 Jahren nach. Den Tag in 2016 habe ich noch sehr gut in Erinnerung.

15 November 2025

Fare niente a Ferrara

Samstag. Il dolce far niente.

Direkt gegenüber der Espressobar hat die ferrareser Katzenhilfe einen Stand aufgebaut. Hier deckt man seinen Bedarf an Weihnachtskarten. Leider sind keine Katzen vor Ort und die Weihnachtskarten sind von so ausgewählter Scheußlichkeit dass ich weiterziehe. Der Nebel ist weg, 18 Grad, sonnig. Die Stadt voll. Ich versuche erst, am Theater eine Konzertkarte für morgen zu bekommen, gebe aber auf da man nicht nur die paar Euro sondern auch seine Lebensbeichte an der Kasse abgeben muss. Kann man auch online buchen. Dann einkaufen: Pasta fresca (cappelletti con carne, gut aber teuer bei etwa 3 Euro pro 100 Gramm), vergessene Lebensmittel, Seife und so weiter. In meiner Wohnung mache ich mir eine Gemüsebrühe und koche die Nudeln darin.

Kann man essen. Übrigens müssen auch frische cappelletti ziemlich lange gekocht werden. Drei Minuten ist zu wenig, es sollten schon sieben oder acht sein. Den Rest des Tages habe ich dann vertrödelt, wie man das im Urlaub halt so macht. Zum Abendessen Brot und Käse und ferrareser Salami, dann nochmal zu IL MOLO auf ein Bierchen von SOMA. Die Stadt voll, aber lustigerweise nicht so voll wie gestern (Freitag). Über die Jahre verschwinden die Geschäfte und werden durch Bars ersetzt, immerhin. Der Prozess ist aber noch nicht weit, es gibt immer noch den Eisenwarenhändler und den Buchhändler. Aber es herrscht kein Mangel an Bars, und voll sind sie auch. Sympathisches Völkchen.

14 November 2025

Ferrara

Traditionell beginnt eine Reise mit einem Zitat oder einem Cartoon. Da ich den Cartoon gerade nicht finde, hier also das Zitat:

Helga: Wie war der Beutezug durch Italien?
Hägar: ...Kultur...Rom...Schatzkammern...
Stimme aus Hägars Bauch: Pasta!
Hägar: Wer erzählt hier die Geschichte?

Bis ich den Cartoon gefunden habe hier ein Bild des größten Italienliebhabers aller Zeiten:

Der Tag lässt sich gut an. Wir sind noch immer in München:

und geht gut weiter:

Letztes italienisches Frühstück vor Italien.

Wie geschrieben dann mit dem Zug vom Münchener Hauptbahnhof nach Bologna über den Brenner. Der Zug ist ausreserviert, aber die Fahrgäste haben an diesem sonnigen Tag andere Pläne und so bleibt der Zug halb leer, wenngleich sich die Reisenden sehr unterschiedlich verteilen. Meinen reservierten Sitzplatz ohne Fenster tausche ich gegen eine freie Bank mit Aussicht einen Wagen weiter. In Richtung Italien sollte man mit Blick gen Osten sitzen. Sehr schön ändert sich die Kulisse von München-flach nach Brenner-nicht flach nach Italien-flach - wer hätte das gedacht, dass da Berge sind? Auf dem Brenner selber muss sich die Lok ein wenig erholen, dann geht es weiter. 

Hinter Trento und erst recht hinter Rovereto (wir sind auf Höhe des Gardasees) wird es wieder flach und vor Verona tauchen die ersten Zypressen auf. Es ist jetzt drei Uhr und die Sonne scheint immer noch. Da in Verona die Lok an die andere Seite des Zuges wechselt braucht es etwas mehr Zeit als der Fahrplan hergibt. Von Verona nach Bologna ist es nurmehr eine Stunde. Direkt hinter Verona wird es zunächst nebelig und dann sehr sehr sehr nebelig, wir kreuzen die Po-Ebene. Vor Bologna ist der Nebel wieder weg. Ankunft eine halbe Stunde verspätet, aber ist ja auch ein österreichischer Zug. Schnell mit einem Intercity nach Ferrara, Ankunft pünktlich. Ich kreuze einmal die abendliche, nebelige, lebendige Stadt zu meiner Wohnung und dann direkt hinein ins Getümmel. Wenn ich es denn finde.

 

Die Italienfan-in erschauert, aber das ist GENAU das, was ich brauche. Ferrara im Nebel.

In der Stadt reger freitäglicher Betrieb. In der Kneipe ist kein Nebel. 

Ein hervorragendes Bier (vom Hahn diesmal) im Taproom von LOST ROAD, dann Einkaufen (essentials, Lebensmittel) und auf dem Weg zur Wohnung muss ich auch noch an IL MOLO vorbei, hier gibts heute Abend ein Bier von Liduida aus der Region. Der Nebel dicht, die Straßen voll. Und warm ist es auch. Die Wohnung wie immer prima. Finalmente in italia!

13 November 2025

Italia di nuovo

Kein gutes Jahr soweit. Also ab nach Italien. Wie im Januar geht es nach Ferrara, aber nicht wie im Januar mit dem Flugzeug. Ich hatte versprochen, es mit dem Zug zu versuchen, also habe ich es mit dem Zug versucht. Das ging gut. Das Problem lag (und liegt) anderswo.

Von Düsseldorf nach Ferrara mit dem Zug macht man in zwei Etappen. Als Zwischenstop erwählte ich München, denn von München geht morgens der durchgehende Zug nach Bologna, und dann ist man schon fast in Ferrara. Der Zug geht um halb 10 in München ab. Das könnte man zwar von Düsseldorf grundsätzlich schaffen, aber schafft man das wirklich? Also, wie gesagt, Zwischenstop.

Und hier haben wir dann das Problem. Denn was macht man in München über Nacht? Ja, schlafen, aber was noch? Um es mit den Worten des unsterblichen Gerhard Seyfried zu sagen, auch wenn er nicht einen Abend in München sondern den Ladendiebstahl als solchen im Blicke hatte, der sich seiner Mahnung nach auch nicht lohnt: 

Noch nicht deutlich genug? OK, noch ein Versuch:

 

Tja. War aber lustig. 

22 Januar 2025

Ravenna

Mittwoch. In Ferrara bedecktes Wetter. Zuerst zum Espresso und dann zum Bahnhof. In dem Cafe in der Via Mazzini bin ich mittlerweile aufgestiegen vom signore zum dottore. Wenn die wüssten!

Der Weg vom Zentrum zum Bahnhof in Ferrara ist so etwa 25 Minuten lang und nicht besonders erinnernswert. Er führt durch ein Wohngebiet und dann am Fußballstadion entlang, dann vorbei an den üblichen halbseidenen Geschäften die sich halt an Bahnhöfen so ansammeln. Obwohl ich da schon bestimmt zwei Dutzend mal langgelaufen bin wird es mir doch nicht langweilig und die Zeit vergeht mir immer rasch. Es ist halt anders, interessant.

Von Ferrara gibt es eine weitestgehend eingleisige direkte Eisenbahnverbindung nach Ravenna, die vom Regionalverkehr bedient wird. In modernen elektrischen Triebwagen durch die Po-Ebene. Ziemlich nebelig. Ankunft gegen Mittag in Ravenna pünktlich.

Für Ravenna kann man sich im Internet ein Billet für die wichtigsten Kirchen kaufen, aber bei einsetzendem Regen ist sowieso außer mir niemand da. Vom Bahnhof aus zuerst zu S. Apollinare Nuovo. Wir springen mal eben 1000 Jahre zurück von dem anderen Kunstkram in Norditalien und sind im Jahr 560!


Der Weg von dort ins Stadtzentrum zeigt die übliche Regsamkeit, Schulen, Geschäfte, Büros und so weiter. Im Stadtzentrum gibt es eine alte Markthalle (mercato coperto), die immerhin versucht einen Marktbetrieb zu simulieren aber doch im Wesentlichen im Sommer von Touristen genutzt wird. Es gibt einen in die Halle frei eingebauten, ganz normalen Supermarkt und mehrere Restaurants und Cafes, alle vom gleichen Betreiber. Aber sie ist belebt, auch an einem regnerischen Tag Mitte Januar, und es ist Mittagszeit. Wir essen keine Gänse sondern:

Baccalà mantecato all’olio di Brisighella, composta di cipolla all’aceto balsamico e chips di polenta (wird serviert als Mousse mit gerösteten Stücken von Polenta)
Cappelletti in brodo di cappone
Glas Wein
Flasche Wasser
recht viele Euro

Cappelletti sind dicke Spaghetti die sehr weich gekocht werden und eine wunderbare Suppeneinlage abgeben. Und endlich, endlich die Kapaunbrühe auf die ich mich so gefreut habe. Serviert wird eine recht große Schüssel Suppe, aus der am Tisch vom Kellner der erste Suppenteller geschöpft wird und dann lässt man mich mit Schüssel und Teller alleine. Es ist für zwei weitere Teller Suppe und Nudeln in der Schüssel, und die salzige und gehaltvolle Kapaunbrühe ist ziemlich, nun, gehaltvoll. Das ist schon ein ordentlicher Kracher.

Danach bei nicht wirklich schönem Wetter weiter zu den nächsten Mosaiken. Die Innenstadt von Ravenna sieht ziemlich verwahrlost aus. Hier ist vermutlich im Sommer viel viel los und die Stadt, nicht besonders groß, hat sich auf die Touristen eingestellt. Sind die nicht da, bleibt nicht viel. Abseits der Fußgängerzone ist es geradezu abgewrackt. Wir gehen zu S. Vitale. Keiner davor, keine Schlange, kaum jemand drin.


Dass das Ding ein Kracher ist brauche ich nicht zu schreiben. Da es aber so angenehm leer ist kann man sich länger aufhalten und ein paar Perspektiven ausprobieren. Neben den irren Mosaiken ist auch die Bemalung der Kuppel und der Wände im Hauptraum sehr hübsch. Und die Architektur ist sehr raffiniert. Geht man langsam außen durch die umlaufenden Säulengänge und schaut zur Kuppel hoch ergeben sich sehr schöne und abwechslungsreiche Perspektiven. Dafür muss man sich aber frei bewegen können. Alles kein Problem heute. Draußen vor dem Mausoleum der Galla Placidia auch nicht unbedingt Schlangen.

Drinnen auch nicht.

Bei sich langsam leerendem Akku noch zum Battistero Neoniano. Auch keiner da außer mir. Der Wärter freut sich über die Abwechslung. Die Ausstattung ist von 450-475.

Das ist schon alt.

Zurück in Richtung Bahnhof mit Zwischenstop für ein Glas Wein und dann mit dem Bummelzug zurück nach Ferrara, Ankunft pünktlich. Kostet 8 Euro pro Strecke oder sowas. Abends vermutlich Bier, Wein, Käse und Wurst. Ich bin in der dritten Woche und es machen sich langsam Abnutzungserscheinungen an Füßen und Schuhwerk bemerkbar. Aber noch ist das hier nicht zu Ende!