28 Mai 2008

Wieder in den Apennin

Nach dem langen Abend ein langes Frühstück bis 11, dann zum Spaziergang in die Stadtteile südlich der Via Emilia und ein paar Buchläden besucht aber nichts gekauft. Es ist wieder bedeckt und ein wenig sonnig und mittags dann sehr warm. Also wieder ins Auto und wieder in den Apennin, diesmal weiter rein über Montefiorino und Piandelagotti bis zum Pass von Radici, der gleichzeitig die Grenze zwischen der Emilia Romagna und der Toskana darstellt und wo es bei aller Sonne wieder etwas kühler war. Puccini floh ja auch im Sommer gerne in den Apennin, nur er natürlich von Süden, von Lucca aus, nach Bagni di Lucca oder Abetone. Auf dem Pass von Radici ist heute aber außer ein paar Motorradfahrern keiner da.

Auf dem Pass habe ich kehrt gemacht und bin über eine winzige Straße nach San Pellegrino, einem winzigen Dorf mit Kloster nun mitten im Apennin.

Die Gegend erweist sich als weniger gebirgig als erwartet, man denkt bei Gebirge ja an die Alpen und erwartet also auch hier bitteschön schroffe Felsen, aber auf einigen Bergkuppen blitzt oben doch Schnee und unten ist alles ganz entspannt.

Ich bin nicht der erste, der sich diese Gedanken macht.

Die Gebirgskette des Apennin besteht aus einer Folge von dürren, verwitterten und stark abgeschürften Hügeln, rauhen Bergkuppen und räudigen Anhöhen, die an Kies- und Schotterhaufen erinnern; vergeblich halten wir Ausschau nach den riesigen Felsen, steilen bewaldeten Gipfeln und wolkenumsäumten Bergspitzen, die silbern im Schnee glänzen, kein Wasserfall, in dem der Regenbogen spielt, nicht ein türkisblauer See, aus dem Gemsen trinken, keine Adler, die ihre Kreise am Himmel ziehen; - der Apennin ist nichts als ein Stück armer, karger, unfruchtbarer Natur, deren Schäbigkeit besonders ins Auge sticht, nachdem man die majestätische Bergwelt der Schweizer Alpen und die romantischen Schrecken des Gondo-Tals erlebt hat, das von solch grandioser und furchteinflößender Schönheit ist. Théophile Gautier, 1850

Von San Pellegrino führt eine wunderbar verwinkelte kleine Straße in die Toskana runter. Aber diesmal nicht. In San Pellegrino selber ist der Straßenbautrupp unterwegs (der aus der Toskana, mittlerweile ist die Regionengrenze wieder überschritten) und führt ein ausgesprochen angenehmes Leben. Es ist nicht zu warm, ein Teil der Arbeit (Straßenmarkierungen erneuern) ist getan und man sitzt friedlich zusammen vor der einzigen Bar beim Bier und schwatzt. Sonst ist niemand unterwegs. Die kleine Kirche ist kühl und leer und klein.

Zurück in Modena hat es weniger angenehme 33 Grad also zur Abkühlung ein Bier vor dem Juta Cafe zu The Cinematic Orchestra - Live at the Royal Albert Hall - Breathe... HALT. Also das muss man mal genauer nachfühlen. In dieser Fassung stark reduzierte Musik, sanft getragen, in großem Rahmen. Draußen ist es warm und wenn irgendeine Musik passt dann diese... ... dann Spaziergang zu einer studentischen In-Ecke im südöstlichen Teil der Altstadt, wo auf der Straße der Bär steppt. Mitten im Gewusel ist es bei noch einem Bier ganz erträglich, natürlich ist es nicht mehr diesig sondern abendsonnig und dann gibt es zwei gute Stücke Pizza auf die Hand und noch ein Bier in der Nähe vom Palazzo

bis in den späten Abend.