30 Mai 2008

Eine Landpartie

Ein frühes Frühstück schon um halb acht, denn um 9 bin ich bereits wieder in Fiorano Modenese - Besprechungen, Besprechungen. In der Nacht hat es geregnet und es ist jetzt viel viel angenehmer und kühler in Norditalien, wenn wir Modena dazuzählen dürfen. Die Führung durch das kleine Werk dauert ein paar Stunden denn hier ist alles sehr interessant, sie produzieren Feuerfestmassen aus recht abwechslungsreichen Rohstoffen, ein feines mittelständisches Unternehmen. Die Belegschaft trifft sich zum Stehplausch im Kaffeezimmer und die Gäste - wir - werden nur an einem Kriterium gemessen: schätzen wir Espresso? Als einziger Nordeuropäer gelingt es mir, mich zu integrieren. Ich falle nicht weiter auf.

Nach dieser Besprechung bin ich nun einmal zufällig in Modena und habe ein Auto dabei. Was daraus machen? Über Landstraßen und ein Stück Autobahn führt mich mein Fiat nach Mantua (Mantova) bei allerschönstem Wetter. Mantua kenne ich bereits, diesmal bin ich nicht alleine sondern es sind auffällig viele Touristen unterwegs, aber das macht nichts, hier bin ich richtig.

Einen großen Streuselkuchen zum Mitnehmen (er wird kürzer halten als ich dachte) und einen kleinen Streuselkuchen für sofort (piccola piccola), der hält genau so lange wie ich dachte. Schräg gegenüber gibt es ein Cafe, da serviert man das passende Getränk dazu. Ein paar Massen treiben vorbei, es lebt sich trotzdem gut.

Noch vor der Mittagspause gelange ich in den Dom, den ich auch schon kenne aber sehr schätze, denn er ist immer recht dunkel und ziemlich groß. Die Dunkelheit wirkt am Abend mehr, die Größe auch, denn dann ist er leer. Links vom Domportal gibt es noch den Zeitschriftenladen, und er hat noch die alten Postkarten aus den 60ern mit dem schwarzen /8 drauf. Da habe ich dann meinen Vorrat an diesen Karten gleich mal aufgestockt.

Zur Mittagszeit treibt es mich wieder heraus aus Mantua, der schönen Stadt, in den klimatisierten Fiat und südwestlich noch einmal nach Sabbioneta, auch eine schöne Stadt und mit Mantua so interessant verwoben. Hier ist dann niemand außer mir, und so setze ich mich ein wenig zwischen die Säulen in den kühlenden Wind und lese

bis eine alte Italienerin vorbeikommt und mich ermahnt, ich würde mich dort erkälten. Nun gut, also Spaziergang und Katzen streicheln. Von Sabbioneta weiter über Nebenstraßen durch die Po-Ebene, an kleinen Kanälen entlang, mühsam befahren, manchmal regnet es kurz, immer ist es jetzt draußen sehr schwül. Kurz vor Parma eröffnet sich zur Linken ein ersehntes Panorama, man lässt mich nicht näherkommen aber in der schwül-heißen Luft der Poebene steht sie einfach so da, die Kartause von Parma.

Sie heißt eigentlich anders, aber Stendhal meinte genau sie. Die Kirche soll leer und schön und zu Kunstveranstaltungen zugänglich sein, die sich einem Nordeuropäer nicht so schnell erschließen, der Rest ist bewohnt.

Über irres Straßengewirre zurück nach Modena, zwei Glas Bier zum Abend, zwei Stück beste Pizza und noch ein wenig im Trubel auf den Strassen herumgeschwirrt, es wurde nicht spät, ich sank todmüde ins Bett.