15 Dezember 2006

Rom - ein Versuch in drei Tagen

Ein Wochenend-Kurztrip nach Rom, und das Mitte Dezember? Ein geschäftlicher Termin in Umbrien an einem Freitag gab den Anstoß, anschließend das Wochenende in Rom zu verbringen. Das Wetterorakel orakelte freundlich, 14 bis 17 Grad und trocken ("NP", "non probabile" heißt es beim italienischen Wetterdienst, während der deutsche die Regenwahrscheinlichkeit in Prozentbruchteilen angibt - nun gut, die Italiener meinen "zwischen 0 und 50 Prozent") und das klang gut.

Also nicht die Aktentasche sondern den kleinen Koffer eingepackt, um 6:00 mit der S-Bahn zum Düsseldorfer Flughafen, schnelles Check-In bei der Lufthansa und um 7:10 ging es im kleinen Flieger schon in die Luft. In Düsseldorf klar und kalt, in Rom Fiumicino um 9:00 warm aber etwas diesig. Der schnelle Wechsel der Länder und Mentalitäten überrascht immer wieder: der Flughafen der Hauptstadt Italiens ist von herumfliegendem Müll übersät, Baufahrzeuge fahren quer über die Flugbahnen (so scheint es zumindest) und mittendrin stehen ein paar aufgelassene Bauernhäuser. Aufkommende Missstimmung wird direkt nach dem Betreten des Empfangsgebäudes an einer Bar beerdigt, ein Espresso und die Welt ist in Ordnung. Die Italiener schaffen es einfach nicht, einen schlechten Espresso zu machen. Völlig unmöglich. Dass hier aber noch deutliche Steigerungen drin waren, das wusste ich da noch nicht.

Um 11:30 wollte ich in Terni sein, das sind immerhin 100 und ein paar Kilometer über Autobahn und Landstraße, und ich suchte erstmal die Ecke mit den Autoverleihern und fand sie ("sala autonoleggi") und stand an. Um 10:30 hatte ich den Mietwagenschlüssel bekommen, das Parkhaus gefunden, das Auto in Besitz genommen (reden wir nicht drüber) und stand an der Ausfahrt des Parkhauses vor italienischen Straßenschildern. Man fixiert sich geradezu gegenseitig, das Schild und ich also, und leise murmelte ich die Worte: "Dich ringe ich schon nieder."

Entsprechend problemlos zur Autobahn (kostenlos), auf den römischen Autobahnring [Flickr], von unten links im Uhrzeigersinn bis zur Ausfahrt 10, dann Richtung Norden auf die A1. Hier Ticket ziehen und weiter bis Orte, dann auf die Landstraße noch 40 Kilometer nach Terni. Dort das übliche Verkehrschaos ohne Aussicht auf Sonderbehandlung (italienische Kennzeichen am Leihwagen), die Baustelle vom Sommer ist immer noch da, das Auto kennt den Weg. Nur ganz wenig verspätet überrede ich den Pförtner, mich reinzulassen, und dann auf zur Besprechung, die bis 16:30 dauerte.

Als ich zurück nach Rom fahren wollte hing ein Zettel am Scheibenwischer des Autos, man lud mich (und die anderen Autofahrer) zur Verköstigung von Wein und Käse in einen Bauernhof in der Nähe. Ich hatte, stupido tedesco, ein Knöllchen erwartet und dann sowas. Seufzend musste ich ablehnen, es ging bei beginnender Dunkelheit "same way back" nach Rom, denn der Mietwagen musste zum Flughafen zurück. Der römische Autobahnring in der Abend-Rushhour! Ein Spaß sondergleichen! Aus zwei Spuren werden vier gemacht, man drückt und schiebt hier ein wenig, links rechts links, dazwischen überholen ein paar Motorräder und welch Wunder: es fließt, und zwar nicht gerade langsam. Und ich mittendrin, Fenster runter, Musik an, Zigarettchen rauchen, Arm raus und sich freuen.

Also zurück zum Flughafen, das Auto habe ich gerne wieder hergegeben und dann zum Flughafenbahnhof, ganz einfach zu finden. Hier sind zwei Züge im Angebot: der schnelle ohne Zwischenstop zum Hauptbahnhof (Termini) und der Bummelzug durch die Vororte mit U-Bahn-Anschluss in der Stadt. Der nächste war ein Bummelzug, also für 5 Euro nach Roma Tuscolana. Vielleicht nicht die richtige Verbindung für Geschäftsleute, und leider war es draußen schon dunkel also kein Blick in die tristen Vorstädte, da sollte ich noch zwei Tage drauf warten müssen. Nach 30 Minuten in Roma Tuscolana [Flickr] angekommen, das ist ein ländlicher Kleinbahnhof mitten in Rom. Man tritt aus dem pittoresken Empfangsgebäude und ist irgendwo. Erst ein kleiner Parkplatz, dann Straßen und hohe Häuser [Flickr], aber keine U-Bahn, kein Schild, kein nichts. Also einfach den Leuten hinterher, zwei Kreuzungen weiter tatsächlich eine U-Bahn-Station und sogar die richtige Linie, also 1 Euro bezahlt und dann ab ins Getümmel, Brieftasche zwischen die Zähne, Köfferchen in den Klammergriff, so tun als wäre man Römer und ab dafür. Oder so ähnlich.

Ausstieg in Lepanto und dann nur noch ein paar Minuten zu Fuß ins Casa Valdese [Flickr], relativ ruhig aber günstig gelegen, einfach ausgerüstet und sehr freundliche Leute. Nun war es ja schon länger dunkel und nach mittlerweile 12 Stunden, davon vier auf italienischen Strassen, wird der Nordeuropäer schneller müde als er denkt aber nein, das hier ist Rom, also RAUS hier und zu Fuß durch das abendliche Chaos zum Petersplatz. Dort sehr leer, und in der Dunkelheit ruhiger und poetischer als erwartet [Flickr]. In der Nähe ein Stück Pizza auf die Hand, dann durch ruhige Wohnviertel zurück zum Hotel und ausgeruht für morgen, den Tag mit großen Plänen.